Springe zu

Visionen (Forum)

Ideologische Diskussionen stehen ernsthaften Experimenten oftmals im Weg; „Sollte“ und „Müsste“ wurden entsprechend zu Unwörtern während des Zukunftskongresses. Die Vielfalt an normativen Vorstellungen über die Grenzen der klassischen Universität wurde stattdessen bereits im Vorfeld aufgearbeitet.

Aussensicht

In der Publikation “Das Humboldt-Labor” wurden aktuelle Meinungen und Ideen zur Zukunft der klassischen Universität vorgestellt: Verschiedene bekannte und unbekannte Persönlichkeiten reflektieren hier subjektiv, was die Universität in Zukunft sein bzw. tun “sollte” und “müsste”.  Das “Humboldt-Labor” gibt unter anderem einen Einblick in die Themen der zwölf Workshops. Außerdem kommen Expertinnen und Experten zu Wort, die sich aktuell und aus historischer Perspektive mit der Entwicklung der Universität auseinander setzen. In verschiedenen Interviews, die studentische “Reiseredakteurinnen” deutschlandweit geführt haben, werden Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen über ihre Visionen zur Universität der Zukunft befragt.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten die Publikation kurz vor dem Zukunftskongress als Einstimmung für die Experimente zugesandt. Sie kann auch auf dieser Webseite heruntergeladen werden.

Publikation: Das Humboldt-Labor (PDF-Download ca. 10 MB)

Innensicht (Forum)

Grundlegend für den Zukunftskongress waren die Vorstellungen der “Betroffenen”, also der Studierenden und Beschäftigten in Forschung, Lehre und Verwaltung – analog zum Jubiläumsmotto “Wir sind die Universität”. Als Vorbereitung auf den Zukunftskongress wurde deshalb ein Forum für den Meinungsaustausch aller Beteiligten eingerichtet.

Alle Universitätsangehörigen – Studierende, Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter und Professorinnen bzw. Professoren – der Universität Freiburg waren eingeladen, ihre ganz persönliche Vision zum Thema “Universität der Zukunft” zu posten. “Was wäre für mich die perfekte Uni?” – so lautete die Ausgangsfrage. Studieninhalte, Prüfungsmodalitäten, Arbeitsumfeld, Räumlichkeiten, Entscheidungsstrukturen, Verwaltungsabläufe, Ausstattung,… egal, was persönlich bewegt – utopisch oder realistisch: im Forum des Zukunftskongresses wurde es zum Thema. 


Ein öffentlicher Raum in der Universität

Im Workshop “Governance” heraus ist die Idee andiskutiert worden, zur besseren Verzahnung zwischen Öffentlichkeit/Gesellschaft einerseits und Universität andererseits — um zur Erleichterung des wechselseitigen Wissensaustausches — einen zentral in der Stadtmitte gelegenen öffentlichen Raum in der Universität einzurichten (etwa im Peterhof oder im KG II). Dabei geht es weniger um Marketing und mehr um die gesellschaftliche Legitimation und Rechenschaftspflichtigkeit einer öffentlichen Universität. Dieser Raum ist mit einem oder einer KontaktmaklerIn besetzt und dient als niederschwelliges Angebot an die BürgerInnen der Stadt Freiburg, aber auch an SchülerInnen, Unternehmen, soziale Gruppen usw., sich der Universität zu nähern. Anders als etwa bei der Samstagsvorlesung geht es nicht um einseitige Wissensvermittlung, sondern um einen Raum der Kommunikation und des Dialoges. BürgerInnen können sich hier “der” Universität mit Fragen, Anfragen, Anregungen und sonstigen Mitteilungen zuwenden. Der Raum ist mit Informationsmaterial über die Universität ausgestattet (Papier und Multimedia). Er lädt zum Besuchen und Verweilen ein (Sitzgelegenheiten, …) und dient als Anlaufstelle für alle, die einen spezifischen Kontakt innerhalb der Universität suchen (d.h. auch im Sinne der schon existierenden ExpertInnen-Vermittlung). Für die Universität hat dieser Raum drei Vorteile: er dient der kontinuierlichen Selbstdarstellung in der Stadt, er ermöglicht es, Legitimation und Akzeptanz zu erzeugen, und er kann als “Frühwarnsystem” für Forschungsbedarf verstanden werden: wenn immer wieder Menschen kommen, denen ein bisher unerforschtes Thema auf dem Herzen liegt, dann kann die Universität hieraus Schlüsse über zukünftig wichtige Forschungsgebiete ziehen.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Till Westermayer (till.westermayer@pluto.uni-freiburg.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Teuere Dachsanierungen gehören der Vergangenheit an!

Flachdächer auf den Gebäuden der Uni sollten, meiner Meinung nach, in Zeiten der Einsparungsmaßnahmen sinnvoll mit einer Neigung von 10% bis 20% umgebaut werden (z.B. mit Selbstverklebenden Bitumen-Dachschindeln oder andere Baumaterialien. Durch die Neigung gibt es kein stehendes Wasser welches auf den mit Kies bedeckten Schweißbahnen verbleibt. Somit kann es weniger zu Schäden führen. Des Weiteren wären die Dächerbelastungen durch den abgetragenen Kies erheblich gemindert. Dadurch würden sich teuere Sanierungsmaßnahmen erheblich reduzieren. Das Wasser welches dann in eine bestimmte Richtung läuft, am besten gegen Süden , in einer Regenrinne gesammelt wird und dann zu den Fallrohren gelangt. Durch diese Umbaumaßnahme besteht weiterhin die Möglichkeit die Dächer der Universität mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Es müssten dann nur noch Gestelle mit einer Neigung von 25% bis 30% aufgestellt werden, dies in Abhängigkeit von der erforderlichen Dachneigung.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Norbert Weis (norbertweis@web.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Academia sana in circumstantia sana

Eine gesunde Stätte der Wissenschaft in einer gesunden Umgebung. Der Besucher lässt beim Betreten des Universitätsgeländes Lärm und hektische Unruhe der Stadt hinter sich. Der ehemals vollständig versiegelte Innenhof bietet nun einigen grob gepflasterten Rondellen Raum und trägt ansonsten ein kräftiges Graskleid sowie vereinzelte und frisch geschnittene Obstbäume. Hier und da pflegen Studenten und Dozenten lebhaftes oder tiefsinniges Gespräch, aber auch Liebespaare und zwei Betreuerinnen mit einer Kinderschar sind zu beobachten. Auf den Gängen schallt verhalten der Betrieb der Seminarräume wider, hier und dort liest jemand oder hält ein Nickerchen. Von Hektik ist nichts zu spüren. Die herrscht allerdings im lichtdurchfluteten Foyer der Bibliothek, wo der einzige Netzwerksender des Geländes untergebracht ist. Niemand hält sich lange in der unruhigen und aufgepeitschten Atmosphäre auf, will er doch heute noch ein Stückchen Wahrheit zu Papier bringen. Zwischen den Bücherwänden der Bibliothek herrscht geschäftiger Friede. Die Elektrosmogschleudern der 0er Jahre sind passé, man hält seine Gedanken auf westentaschen großen Geräten oder handschriftlich fest. Zudem verfügt jeder Leseplatz über Internetanschluss. Heute sind die Fenster oberhalb der Schreibtische geöffnet und frische Luft belebt Geist und Sinne. In Plenum der Universität ist von Leichtigkeit derweil nichts zu spüren. Der Rektor will Pharmafirmen zu einem Kongress einladen, der auch Doktoranden der Medizin als Forum und dienen soll. Schließlich bieten einige Konzerne ihre einträgliche Zusammenarbeit auch über den Termin hinaus an, und die Regionalregierung erwägt schon wieder Kürzungen. Aber so ohne weiteres will der Studierendenrat seine Zustimmung nicht geben, fürchten doch viele um Unabhängigkeit und Wahrhaftigkeit von Wissenschaft und Lehre. Irgendwann gelingt die Synthese…

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Johannes Pein (jupein@gmx.de), Gruppe: Studierende

Dem Bologna-Prozeß in Freiburg eine neue Richtung geben!

Es ist Zeit, die Bologna-Ideologie mit der Bologna-Wirklichkeit zu konfrontieren. Für die Zukunft brauchen wir

  • einen Abbau der Mobilitätsschranken, die durch den Bologna-Prozeß entstanden sind.
  • eine Neuberechnung der Studienkapazität auf der Grundlage der seminaristischen Lehrform, d.h. maximal 15 Teilnehmern, damit in einer 90-Minuten-Veranstaltung nach 15 Minuten Vortrag jeder Teilnehmer die Chance für zwei Frage-Antwort-Dialoge von 2,5 Minuten hat.
  • einen Rückbau der Modularisierung auf maximal 50 Prozent der Studienzeit.
  • Wiedergewinnung des Studiums von zwei Hauptfächern in der philologischen und der philosophischen Fakultät.
  • keine Studiengänge unter 4 Jahren an der Universität, damit ein Master in den USA auch möglich ist.
  • Differenzierung der Freiburger Hochschullandschaft durch Initiativen für neue Fachhochschulen, z.B. in den Bereichen Medien, Kulturmanagement, Kommunikation, Organisation, Gesundheit.

Die Begründungen für diese Ziele sind hier noch einmal ausgeführt. Denn die Angehörigen unserer Universität mussten in der “Festwoche” so alltäglich und stur durcharbeiten, dass sie nicht einmal für das Symposion “Die Universität – Einst und Heute” frei bekamen, auf dem es auch über die neuen Studiengänge zu einem Streitgespräch kam: Die falsche Reform, BA und MA Studiengänge in der Kritik (Beitrag zum internationalen Symposium zur Reformdebatte “Die Universität – Einst und Heute” Zentralveranstaltung der Philosophischen Fakultät aus Anlass der 550 Jahr-Feier der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 9. und 10. Juli in der Aula Kollegiengebäude I)

Ich danke für die Möglichkeit hier zu sprechen, zumal ich zu der kleinen Minderheit von Hochschullehrern gehöre, die öffentlich gegen die Bologna-Reformen Stellung bezogen haben. Die Mehrheit meiner Kolleginnen und Kollegen hat in den Gremien der Abschaffung von Magister und Diplom zugestimmt. Soweit ich es überblicken kann, hat nur die Bonner Fakultät für Wirtschaftswissenschaft Verfassungsbeschwerde eingelegt, weil ihr verboten wurde, parallel zu BA und MA ihren  bisherigen bewährten Diplomstudiengang beizubehalten. Ich bin nicht von Anfang an ein Gegner des BA Abschlusses an Universitäten gewesen. Vor zehn Jahren habe ich selbst an Plänen mitgearbeitet, einen BA nach 6 Semestern als Ausstieg aus dem Magister einzuführen, für diejenigen die irgendwo ein Masterstudium aufnehmen wollten oder die sich mit dem Erreichten zufrieden geben wollten. Es sind in den letzten Jahren auch einige interessante BA und MA Studiengänge in Deutschland entstanden, aber die bestimmen nicht das Gesamtbild. Mit Bologna verbindet sich heute die planierraupenartige, flächendeckende, fachlich undifferenzierte Totalumstellung der Studiengänge. Nach den großartigen Versprechungen der Bologna-Promotoren gibt es nun auch erste Untersuchungen und Berichte von unten. Es ist Zeit, die Bologna-Ideologie mit der Bologna-Wirklichkeit zu konfrontieren. Ich konzentriere mich auf drei Punkte:

  1. Europäischer Hochschulraum und Mobilität
  2. Strukturierung des Studiums und Module
  3. Berufsbefähigung.

Dann werde ich auf die Kosten zu sprechen kommen und mit einigen Überlegungen zur Verantwortlichkeit der Hochschullehrer abschließen. Ich möchte mich schon jetzt dafür entschuldigen, daß mein Beitrag auf der Jubiläumsweste unserer Universität sich als ein rhetorischer Fettfleck ausmachen könnte.

Europäischer Hochschulraum und Mobilität: Mit dem Totschlagargument Internationalisierung sollte ein europäischer Hochschulraum geschaffen werden mit vergleichbaren Leistungsbewertungen (European Credit Transfer System = ECTS) und mit gleichwertigen Abschlüssen: eben BA und MA. Die nationalen Hemmnisse der Anerkennung von Zertifikaten sollten weggeräumt werden, um freie Bahn für ein Studium der besten Köpfe an den besten Plätzen zu eröffnen. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Amerikanische Universitäten gehen mehrheitlich davon aus, daß dreijährige Abschlüsse nicht für die Aufnahme eines Masterstudiengangs berechtigen, sondern nur ein vierjähriger BA. Die Engländer haben unter Mißachtung der Bologna-Vereinbarung einen zweijährigen berufsbildenden „Foundation Degree“ eingeführt und lehnen das ECTS System als nicht vergleichbar ab. Die Seifenblase von mobilitätsfördernder Vergleichbarkeit von 1 ECTS in Lissabon mit dem in Warschau, in Helsinki und in Dublin ist rasch zerplatzt. Das neue System ist nicht mobilitätsfördernd. Im Gegenteil, die Mobilität der BA und MA Studierenden liegt einer Studie des Hochschulinformationssystems GmbH (HIS) zufolge deutlich unter der Mobilität in den bewährten Studiengängen. Innerhalb des BA Studiums sinkt auch die innerdeutsche Mobilität. Die sogenannte Schnittstellenmobilität, z. B. BA in Freiburg und Master in Paris ist bescheiden. HIS stellt fest, die gegenwärtige Bachelorstruktur führe die Studierenden “in eine Sackgasse”.

Die Gründe liegen zum einen in der neuen Studienstruktur, auf die ich noch zu sprechen komme. Es ist aber auch festzustellen, daß im Wettbewerb um die apartesten BA- Abschlüsse, wo jede Einrichtung dazu getrieben wird, etwas anzubieten, was es anderswo gerade nicht gibt, Mobilitätsschranken entstehen, die auch durch den Ausbau von Studienleistungsanerkennungsbürokratien kaum zu überwinden sind. Und auch bei der erwünschten Schnittstellenmobilität werden die BA-Studenten aufnehmenden Universitäten Mühe haben zu definieren und prüfen, ob die effektive Befähigung tatsächlich vorliegt, das gewünschte Masterstudium antreten zu können, oder ob nicht dieses oder jenes aus dem lokalen BA nachgeholt werden muss. Der “kulturelle Kotau” (Thomas Hering) vor dem US-amerikanischen Vokabular von Bachelor / Master, hinter dem sich Wirklichkeiten verbergen, die deutschen Hochschulpolitikern in der Regel unbekannt geblieben sind, hat weder internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse noch mehr Mobilität gebracht.

Ist es da verwunderlich, daß die Mobilitätsbeschränkungen nun massiv auf die bewährten Studiengänge übergreifen, in denen real noch mehr als die Hälfte der Studierenden in den nächsten Jahren studieren werden. Wer die Homepage der Universität Freiburg anklickt und als Magister- oder Diplomstudent aus Kiel in Freiburg weiter studieren möchte, erfährt dort, daß Einschreibungen in diese Studiengänge ab Wintersemester 2007/ 2008 grundsätzlich nicht mehr möglich sind. Für Hochschulwechsler ist die Freiburger Uni-Festung geschlossen. Nur Heimkehrer werden hereingelassen. Keiner bewegt sich mehr vom Platz. Warum? Kolportiert wurde mir die Begründung: die anderen Unis machen das auch so, und noch viel rigider. Welch eine Kapitulation: Schließung der Universität für Hochschulwechsler! Das ist die Wirklichkeit des Bolognaprozesses.

Das ist auch absehbar gewesen. Selbst die Trommler des Bertelsmann Konzerns, in dessen Hände die Mehrheit der Rektoren in den neunziger Jahren das Schicksal der deutschen Universität gelegt haben – gegen allen Sachverstand, zusammengefasst in der immer noch lesenswerten Denkschrift des Anglistenverbandes „Vorbild Amerika?“ aus dem Jahre 2000, – selbst CHE musste bereits 2004 in einer Studie feststellen, es gäbe kein einheitliches angelsächsisches BA-System, das zu übernehmen wäre. “Das deutsche BA-MA-System muss also bewusst neu erfunden werden” hieß es.

Ich möchte alle die hasenfüßigen Kolleginnen und Kollegen, die sich in den letzten Jahren von dem Totschlagargument Internationalisierung in die Flucht haben jagen lassen, herzlich bitten: Hören wir auf, einer fiktiven Internationalität das Wort zu reden, schaffen wir lokale Qualität und die Möglichkeit die Hochschule zu wechseln. Dazu muss der Bologna-Prozess beendet werden und mit der Arbeit für eine Renaissance der Mobilität und qualitativ hochwertige Studienbedingungen begonnen werden.

Studienstruktur und Module: In dem Maße, in dem mehr und mehr Professoren und Rektoren mit dem Alltag dessen, was sie mehrheitlich beschlossen haben, in Berührung kommen, klärt sich der Nebel der Propaganda. Zunächst gibt es Positives zu vermelden. Die Studierenden sind disziplinierter bei der Sache, sie nehmen das Studium ernster als man es früher gewohnt war. Ist das ein Erfolg des Bologna-Prozesses? Zunächst ist es ein Mentalitätswandel der Studierenden, der sich etwa seit 2000 ohne BAMA abgezeichnet hat. Die Angst zu versagen, die Beunruhigung durch Nachrichten über Akademikerarbeitslosigkeit und der Wunsch, persönliche Fitneß marktgerecht zu demonstrieren – das gehört zum allgemeinen sozialpsychologischen Klimawandel im studentischen Milieu. Studiengebühren machen überdies die Zeit fürs Studieren teurer.

Die neue Studienstruktur erzwingt nun aber noch viel mehr. Und die Kolleginnen und Kollegen täuschen sich, die glauben, sie könnten einfach so unter neuem Namen die alten  Ziele weiterverfolgen. Es gibt in den neuen Studienplänen zwar nominell noch Seminare und Vorlesungen, aber der Sache nach handelt es sich um etwas ganz anderes.  Seminare sollen bekanntlich Pflanzstätten des Geistes sein. Das Wort kommt aus dem agrarischen Bereich, wo gesät wird, die Saat aufgeht, blüht und dann Erntezeit ist. Das ist vorbei. Jetzt wird in Modulen studiert. Der Begriff kommt aus dem Maschinenbau. Über den organisatorischen Aspekt hinaus geht es bei der Modularisierung darum – wie die Bund-Länderkommission es formuliert hat – “sich auf einen Perspektivwechsel einzulassen, weg vom traditionellen Ansatz “welche Lehrinhalte will ich vermitteln?” (Input-Orientierung) hin zur Frage “welche Kompetenzen sollen das Ergebnis von Lernen und Bildungsprozessen sein?” (Output-Orientierung)” Das ist ernst zu nehmen. Es geht nicht um Wissensvermittlung, sondern um Kompetenzvermittlung.

Dazu ist an einiges zu erinnern. Die Modularisierung von Bildungsprozessen entstammt dem Bereich der beruflichen Bildung und Weiterbildung. In England, das keine duale Ausbildung von Berufsschule und betrieblichem Ausbildungsplatz kennt, wurde unter Margaret Thatcher die ganze Berufsbildung modularisiert. Schulen, Betriebe, aber auch Anbieter von kreativen Freizeitaktivitäten konnten als Vermittler genau beschriebener Kompetenzen wie zum Beispiel Lesen, Schreiben, Messen, Hämmern, Sägen, Löten, Buchführen, Tanzen, Auto fahren usw. Module, d.h. in sich abgeschlossene Lerneinheiten anbieten und von einer nationalen Kommission anerkennen lassen. Die Übernahme dieser Idee in die Universität bedeutet, daß die Hauptaufgabe bisheriger Universität, Wissen zu erwerben, explizit als nachrangig behandelt wird, und die Berufsschulung an die erste Stelle gesetzt wird.

Es bedeutet weiterhin, daß jedes Modul wie ein Mini-Studiengang funktioniert, der mit einer Abschlussprüfung beendet wird. Die Note “ausreichend” die jemand in seinem ersten Seminar erhalten hat, war im bewährten Unisystem ein Signal sich anzustrengen, er konnte trotzdem mit sehr gut sein Studium abschließen. Im modularisierten Berufsschulsystem à la Bologna geht die Note “ausreichend” im ersten Semester in die Endnote mit ein. Jedes Semester ist Abschlussprüfung. Die neue Disziplin der BA-Studenten ist also nachvollziehbar. Nachvollziehbar ist auch, daß die Plagiatsrate steigt, daß das Bücherverstellen in Bibliotheken zunimmt und die ärztlich-psychologischen Beratungsstellen vermehrten Zulauf vermelden. Ein Soziologe, der seinen Durkheim gelesen hat, kann erwarten, daß sich die Effekte der Entsolidarisierung der Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden in ein paar Jahren auch in den Selbstmordstatistiken zeigen wird.

Ein selbstverantwortetes Studium ist im BA de facto abgeschafft. Nach zwölf Jahren Schule werden drei weitere Jahre schulischen Unterrichts im BA hinzukommen, allerdings ohne die Sicherheit eines kollisionsfreien Stundenplans. Die Nebenfächer im BA sind rein logistisch unstudierbar. Dafür genießen BA- Studierende den Vorteil, in jeder Veranstaltung in derselben Lerngruppe drei Jahre lang zu verweilen ohne Austausch mit älteren Studierenden, weil die in einem anderen Modul stecken. Die Module, die mit deutschem Perfektionsgeist durchgerechnet sind – die Modulhandbücher umfassen zur Zeit über 1000 Seiten und die Normierungen ändern sich bisweilen im Rhythmus eines halben Jahres -, diese Module spiegeln zudem nicht einen sinnhaften Studienaufbau, sondern in vielen Fächern allein die Bedürfnisse des einen und einzigen Hauptfachs, und sie sind vor allem beherrscht von der Angst, daß Professorenstellen oder kleinere Fächer als nicht BA-kompatibel gestrichen werden.

Strukturell entscheidend ist: Modularisieren lassen sich bei weitem nicht alle geistigen Tätigkeiten und Lernprozesse die an der Universität zu Hause sind. Die akademischen Berufsausbildungen von Medizinern, Architekten, Ingenieuren, vielleicht auch Betriebswirten und Juristen lassen sich zu einem Teil modularisieren, aber je mehr Wissenschaft, Nachdenken, Komplexitätserfahrung und Persönlichkeitsbildung in der Lebensform Universität die Ausbildung fundiert, um so unverzichtbarer wird die seminaristische Erfahrung des wissenschaftlichen Dialogs. Ein Philosophiestudium  ist der Sache nach gar nicht modularisierbar, Geisteswissenschaften sind es nur sehr begrenzt. Das beliebte Argument, nach der berufsbildenden modularisierten BA-Phase werde dann im Master wieder wissenschaftlich studiert, widerspricht den Bolognabeschlüssen, denn auch der Master ist modularisiert. Erst jetzt 2007 auf der Londoner Konferenz sind immerhin einige Politiker zur Besinnung gekommen und haben versucht, die Modularisierung der Promotionsphase abzubremsen.

Sieht man sich die derzeit beschlossenen BA Studiengänge an, so überwiegen die Mogelpackungen. Es steht Modul drauf, aber es sind Seminare und Vorlesungen drin. Dies rettet die wissenschaftliche Ausbildung vielleicht für ein paar Monate, aber wenn dann 14 Tage nach Semesterende die Noten beim Prüfungsamt vorliegen müssen – und HIS rechnet mit einer dreißigfachen Vermehrung von Prüfungen – dann werden auch die letzten Bologna-Fans erfahren, was Modularisierung ist. In der Konsequenz werden anspruchsvolle aufwendige Hausarbeiten zu Mini-Essays heruntergefahren, der freie schriftliche Ausdruck wird gegen Multiple-Choice-Klausuren eingetauscht und auf längere mündliche Prüfungen sowieso verzichtet. Hauptsache die Punkte und Grades sind im Rechner. Und weil das alles nicht reichen wird, werden wissenschaftliche Professuren in Lehrprofessuren umgewandelt, die Nachfolger der Studienräte im Hochschuldienst und der gerade aus guten Gründen abgeschafften Akademischen Räte für die Lehre. Und den Lehrprofessoren wird es nicht anders gehen, sie werden auch wieder abgeschafft werden, weil jeder sofort sieht, hier träumt ein schlitzohriger Professor davon, den Kollegen in die Prüfungshölle zu schicken, um selbst einen Platz im Forschungsparadies zu erhalten.

Berufsqualifizierung: Der Bachelor ist ein berufsqualifizierender Regelabschluss, so hat es die KMK dekretiert. Die Minister sind die einzigen, die das glauben. Die Rektoren tun so, als ob sie das glauben, die überwiegende Mehrheit aller Fakultätentage und Fachgesellschaften glaubt das nicht. Mediziner, Juristen, Ingenieurwissenschaftler, Apotheker, Architekten, die Philologen des Verbandes für die Lehrer, die Psychologen sehen den BA- Abschluss nicht als berufsqualifizierend an. Der Tenor ist einhellig: unter vier Jahren (acht Semester Regelstudienzeit) ist an Universitäten keine Berufsqualifizierung zu erreichen, wenn man an die Berufe mit akademischer Ausbildung denkt. Das wissen auch die Studierenden. Eine Befragung der ersten Bachelorgeneration durch HIS zeigt, daß dreiviertel der Bachelorabsolventen direkt den Master anschließen wollen. Andere Untersuchungen sprechen von 80 %.

Im Stimmengewirr von Politikern, die 40-50 % eines Jahrgangs mit einem Hochschulabschluss versorgen wollen, und von Wirtschaftsverbänden, die über einen notorischen Mangel an gut ausgebildeten Absolventen klagen, und von neoliberalen Ideologen, die das Humankapital vermehren wollen, gilt es an einige grundlegende Sachverhalte zu erinnern.

Der soziale Aufstieg durch Bildung, der mit der quantitativen Expansion des Bildungssystems seit den sechziger Jahren erfolgte, war nicht fachneutral und nicht berufsneutral. Geisteswissenschaften und der Lehrerberuf boten den prominentesten Aufstiegsweg; für politisch Erweckte, Aufgeweckte waren es die Sozialwissenschaften. Die Papyrologie war nicht ein bevorzugter Aufstiegsweg. Mediziner und Psychologen waren schnell mit dem NC bei der Hand. In den Geisteswissenschaften fand man eine andere Lösung. Für die überfüllten Lehramtsstudiengänge wurde ein Ventilstudiengang konzipiert, der Magister. Die gesellschaftliche Anerkennung des Magisters mit seiner freien Fächerwahl hat ca. zehn Jahre gebraucht. Seit den neunziger Jahren hat sich die berufliche Situation von Magisterabsolventen – wirtschaftliche Konjunkturschwankungen abgerechnet – verbessert, gerade wegen ihrer „nützlichen Nutzlosigkeit“ wie Helga Kappus treffend formuliert hat. Auf der anderen Seite erleben wir seit Mitte der neunziger Jahre einen Abwärtstrend bei den Einschreibungen in Physik, Chemie, Elektrotechnik, Maschinenbau und anderen technischen Fächern, ausgenommen die Informatik.

Die Wurzeln dieser Entwicklung liegen tief. Sie liegen auch nicht im Hochschulsystem, sondern in dem Umstand, daß wir derzeit in Deutschland mit einem vorindustriellen Bildungssystem uns in der postindustriellen Welt des 21. Jahrhunderts wiederfinden, wie es der Soziologe Baethge formuliert hat. Vorindustriell ist die an soziale Klassen um 1800 gebundene Grundentscheidung, zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung zu unterscheiden. Volksschule und Lehre im Handwerk war berufsbezogen, das Gymnasium war allgemeinbildend und führte zur Wissenschaft oder den akademischen Berufen. Diese Struktur hat sich hierzulande bis heute institutionell und in der Mentalität so lange erhalten können, weil die deutsche Wirtschaft seit 1900 nicht wie andere Industriestaaten auf tayloristische Massenfertigung und Billigprodukte, sondern auf exportorientierte Hochpreisprodukte der Elektrotechnik, des Maschinenbaus und der Chemie gesetzt hat. Dazu brauchte man qualifizierte Facharbeiter, und die beste Grundlage dafür war die alte handwerkliche Ausbildung mit Zuwächsen und Differenzierungen an technischer Kompetenz in der innerbetrieblichen Weiterbildung.

Dieses erfolgreiche System erodiert seit den siebziger Jahren. Das Stichwort lautet Fachkräftemangel, weil sich die technologischen Grundlagen der Produktion von Gütern und der Organisation von Arbeitsprozessen und Kommunikation gewandelt haben. Der Facharbeiter von heute braucht eine wissenschaftliche Ausbildung. Es sind weit mehr nötig als die 40 oder 50 Prozent eines Jahrgangs, die heute in der Diskussion sind. Was hat das mit dem BA zu tun? Der BA ist eine unbeholfene und verzweifelte Reaktion in einer Situation, in der das deutsche vorindustrielle Schisma von Berufsbildung und Allgemeinbildung keine guten Ergebnisse mehr zeitigt. Das duale System der beruflichen Bildung ist für Betriebe im globalen Wettbewerb zu teuer. Auf der anderen Seite werden Hochschulabsolventen mit Abschlüssen versorgt, die erst einmal in eine längere Karriere als Praktikant münden, wenn sie etwas anderes als Informatik, Mikrosystemtechnik, Maschinenbau oder andere technische Disziplinen gelernt haben.

Auch wenn mich morgen meine Kollegen steinigen werden, ich glaube nicht, daß wir in Deutschland mehr Soziologen ausbilden müssen, als wir es bisher tun. Die jährliche Rate reicht. Ich denke, wir brauchen auch nicht mehr Geisteswissenschaftler. Die Geisteswissenschaften stehen, was die Qualität der Forschung angeht, in schönster Blüte. Die Absolventen – wenn sie denn ihr Studium durchgehalten haben – haben sehr gute Karrierechancen in England, in Kanada, in den USA gerade weil sie ein hochwertiges einphasiges Studium mit zum Teil druckreifen Magisterarbeiten und hervorragenden Dissertationen vorweisen können. Der Makel der Geisteswissenschaften war allein die hohe Quote von Studienabbrechern.

Was in den letzten Jahrzehnten gefehlt hat, war die Einsicht, daß wir an der Universität nur so viele und nur solche Studierende zu einem Fach zulassen dürfen, wie wir mit dem vorhandenen Personal auch auf hohem Niveau ausbilden können. Diese Regel gilt es jetzt konsequent zu befolgen. Die Instrumente sind da: 1. ein Taschenrechner, mit dem jeder ausrechnen kann, wie viele Studierende aufgenommen werden können, um eine Seminargröße von maximal 15 Studierenden – eine Größe, die ich in der Diskussion noch bei Bedarf erläutern kann – und eine thematische Diversität der Veranstaltungen zu garantieren. 2. das Recht, Studierende auszuwählen, als Einstieg in die Aushöhlung des vorindustriellen allgemeinbildenden Abiturs – dieses Recht haben sich die Universitäten ja bereits ein Stückweit erstritten, wir müssen es nur selber tun.

Ich weiß, viele Geisteswissenschaftler sind Zahlenphobiker, und es gibt auch Kollegen, die sich in überfüllten Seminaren, in denen die jungen Menschen ihnen zu Füßen liegen, weil sie keinen Platz mehr bekommen haben, mit narzißtischen Wonnen baden. Es ist auch bekannt, daß in Kapazitätsfragen im Ministerium diejenigen in der Überzahl sind, die sich weigern, eins und eins zusammenzuzählen, weil sie eine panische Angst haben, es könnte zwei herauskommen. Aber wer noch irgendetwas von Humboldt irgendwo in Deutschland erhalten möchte, braucht einen Taschenrechner und den Mut durchzusetzen, daß ein Teil seiner Lehrverpflichtung in Auswahlgesprächen von Studienbewerbern erfüllt wird. Und die Universitäten brauchen Planungssicherheit, daß nach der Streichung von bundesweit 1500 Professuren in den letzten Jahren die Betreungsrelation an Universitäten auf 1: 30 gebracht wird. Und dies auch um den Preis von rigorosen Zulassungsbeschränkungen.

Warum? Von den 200 000 jährlichen Abschlussprüfungen im tertiären Bereich entfallen über die Hälfte auf Universitätsabschlüsse und auf das Lehramt. Nur etwa 30 % erwerben ein Fachhochschuldiplom nach einer in der Regel sechssemestrigen Berufsqualifikation mit integrierten Praktika und einem institutionalisiertem Austausch mit späteren Arbeitgebern. Es ist richtig, wir brauchen mehr Absolventen im tertiären System, aber nicht unbedingt in den Universitäten und auch nicht unbedingt in den Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern wir brauchen eine Vermehrung von berufsbildenden Fachhochschulen, nicht nur in technischen Disziplinen, sondern auch in den wachsenden Bereichen des Kulturmanagements, der Medien, der Kommunikation, von Pflege und Gesundheit, von Sozialarbeit und Organisation. Universitäten, die das auf dem Wege der Einführung berufsqualifizierender BA Abschlüsse übernehmen wollen, übernehmen sich, mit der Folge, daß sie ihr Kerngeschäft Wissenschaft verwahrlosen lassen. Man kann das als Faustregel nehmen: Jede Universität in Deutschland, die mehr als 12 000 Studierende aufnimmt, sollte dafür eintreten, daß am Ort zwei Fachhochschulen gegründet werden oder sie wird selber eine. Die Universitäten müssen zugunsten der Fachhochschulen verzichten, wenn sie qualitativ überleben wollen. Zu den Grundeinsichten der Soziologie gehört: Wachstum ohne Differenzierung ist pathologisch.

Wenn Kolleginnen und Kollegen aus den Fachhochschulen befürchten, jetzt beginne der Kampf um die Bachelorstudenten, die Fachhochschulen seien ein Auslaufmodell, so kann m. E. Entwarnung gegeben werden. In der Konkurrenz um die sechssemestrige Berufsausbildung sind Fachhochschulen mit ihrer klugen Balance von theoretischem Grundwissen und inhaltlich fachbezogenen Praxisanteilen weitaus besser aufgestellt als die Universitäten mit ihren Trockenschwimmkursen im Bereich abstrakter Schlüsselqualifikationen.

Und dazu kommt noch eine Geschichte. Wenn mehr Studenten studieren, gibt es mehr Examinierte; wenn es mehr Examinierte gibt, gibt es mehr Promovierte; wenn es mehr Promovierte gibt, gibt es mehr Habilitierte. Das ist die Ausschöpfung der Begabungsreserven. Und dann bewerben sich eben auf eine Professur 50, 100, 150 Privatdozenten. Auch wenn diese sechs oder zwölf Jahre oder mehr in Drittmittelprojekten oder auf Assistentenstellen gearbeitet haben, zählt dies in der Regel nicht als Praxiserfahrung für eine Fachhochschulprofessur. Warum organisiert die DFG nicht eine Ausschreibung und gibt den arbeitslosen Privatdozenten der Jahrgänge 1951-1965, die bei einer Bewerberzahl von z.B. 50 Bewerbungen auf eine Professur nur auf Platz 10 oder 15 gekommen sind, eine Chance, neue Konzepte für neue berufsbildende Studien in einem ausdifferenzierten System von Berufsakademien, Fachhochschulen, Professional Schools zu erproben? Stattdessen wird wie bisher Nachwuchs ohne Perspektive allein für befristete Stellen gefördert.

Ich fasse zusammen. Die Einführung von BAMA ist die falsche Reform für uns. Sie verhindert die Mobilität der Studierenden, die Modularisierung verschlechtert die wissenschaftliche Qualität des Studiums, und es ist mit dem BA kein berufsqualifizierender Abschluss machbar. Die ganze Reform geht an der Hauptaufgabe der Differenzierung des tertiären Sektors, der Ausweitung des mittleren Segments und der Stabilisierung der Universitäten vorbei.

Kosten und Verantwortung: Ich bin Optimist, denn die Vernunft der Vielen in unserer Gesellschaft wird bald feststellen, daß Bologna für uns in Deutschland ein Irrweg ist. Was da realisiert werden soll, ist schlicht zu teuer. Bologna ist auch nach den Ziffern des neuen Hochschulpakts, der dieser Tage beschlossen wurde, nicht bezahlbar. Das Geld reicht nicht einmal, um die Schäden der Unterfinanzierung zu beseitigen. Nur Phantasten glauben, daß die Länder oder der Bund die Bologna-Reformen bezahlen werden.

Schwerer als das Finanzielle wiegt aber der Ansehensverlust, den die deutsche Universität durch den Bologna Prozeß erlitten hat. “Wie können die Deutschen so dumm sein, die schlechten Seiten ihres Systems mit den schlechten Seiten des angelsächsischen Systems zu einem Monstrum fachlicher Dequalifizierung und bürokratischer Selbstfesselung zu machen?” hat mich ein ausländischer Kollege gefragt. Einer Studie von HIS zufolge sind die Schulabgänger relativ gut informiert und wissen um die allgemein geringe Akzeptanz des BA Abschlusses und die schwer einzuschätzenden Arbeitsmarktchancen. Die Universität als Universität ist entcharismatisiert. Der Hochschullehrerberuf ist nur noch für wenige attraktiv, wie die AG Hochschulforschung (Konstanz) eruiert hat. Der Studienverzicht nimmt zu. Über die Hälfte geben dabei an, sie wollten “möglichst bald selbst Geld verdienen”. Wenn schon geistige Selbstständigkeit in der verschulten Uni nicht mehr garantiert ist, dann lieber gleich finanziell selbstständig werden.

Es läßt sich eben nicht lange verheimlichen, daß der BA in Deutschland ein Abbrecherdiplom für diejenigen ist, die den Anforderungen eines selbstverantwortlichen Studiums nicht gewachsen sind. Gäbe es in Deutschland ein inhaltlich weit gefächertes System von Fachhochschulen, in dem zwei Drittel der Studierenden eines Jahrgangs einen tatsächlich berufsqualifizierenden Abschluss erwerben können, der diesen Namen verdient, dann stünden sinnvolle Alternativen zur Universität für die notwendige Erhöhung des Anteils von Absolventen im tertiären System bereit. Die politische Klasse hat es zu verantworten, daß sie eher den Standesinteressen der Fachhochschulprofessoren auf Gleichstellung mit den Universitätsprofessoren (Promotionsrecht) nachgegeben hat, als das zentrale mittlere Segment des tertiären Sektors auch gegen den Wachstumswahn der Universitäten großzügig auszubauen.

Und wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben es zu verantworten, daß in den Massenfächern über drei Jahrzehnte die Augen zugedrückt wurden. Semester für Semester wurden Studierende durchgewinkt. Junge Assistentinnen und Assistenten wurden gnadenlos mit der Leitung von Proseminaren mit 60, 80, 100 Teilnehmern beauftragt. Einen NC zu beantragen, galt fast als sittlich verwerflich. Ein Durchfallen in der Zwischenprüfung gehörte zu den seltenen Ereignissen eines Studienjahres. Wissenschaftlicher Nachwuchs wurde in ein berufliches Nichts hineingefördert. Die Liste unserer Versäumnisse ist noch verlängerbar. Wir waren Helden im Absingen von Klageliedern über die Überfüllung und Unterfinanzierung der Universitäten und ausgesprochen feige, wenn es darum ging, einem Studierenden oder einem Ministerialbeamten die rote Karte zu zeigen. Verfassungsrechtlich waren wir seit 1973 unangreifbare Inkorporationen der Freiheit der Wissenschaft. Mit der Floskel von den Chance der jungen Generation, denen die Universitäten nicht verschlossen werden sollten, sind wir am ethischen Nasenring durch die Republik geführt worden und haben dabei die Institution verwahrlosen lassen. Kein Wunder, daß jetzt die Bologna-Trommler glauben, leichtes Spiel zu haben, zumal die deutschen Professoren mehrheitlich weiter alles abnicken und schweigen.

Aber die Visionäre des Bertelsmannkonzerns werden auf den Boden der Realität zurückgehen müssen. Die Einführung des BA ist gescheitert. Und da in dieser Republik nichts scheitert, sagen wir es vornehmer: es muss nachgebessert werden. Die Signale, dass eine Atempause nötig ist, sind unüberhörbar. Nutzen wir das nicht für eine Reform, sondern für eine Renaissance der Universität durch Vermehrung von Fachhochschulen, durch kluge Eingangsprüfungen für die Universitäten, durch eine Neuberechnung der Studienplatzkapazität auf der Grundlage der seminaristischen Lehrform, durch einen Rückbau der Modularisierung auf maximal 50 % der Studienzeit, durch Wiedergewinnung des Studiums von zwei Hauptfächern in den Geisteswissenschaften und dadurch, dass wir keine Studiengänge unter vier Jahren an den Universitäten

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Prof. Dr. Wolfgang Eßbach (wolfgang.essbach@soziologie.uni-freiburg.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Verwendung der Studiengebühren

Die Einführung der Studiengebühren ist beschlossen, darüber braucht nicht mehr diskutiert werden. Bei deren Verwendung aber, dürfte sicherlich noch Spielraum für neue Ideen sein. Zwar besteht an der Universität durchaus ein breites Angebot an kostengünstigen Weiterbildungsmöglichkeiten in den verschiedensten Bereichen. Doch größtenteils richten sich diese an Studiengänge, die die Belegung solcher Kurse verpflichtend integrieren. Dadurch bleibt für andere Studiengänge (z.B. Diplom) nur noch wenig Kapazität in diesen Kursen. Sofern ein Student kein Baföf erhält, sind beispielsweise die Sprachkurse schon fast nicht mehr erschwinglich, vor allem da man diese Investition konsequenterweise mehrere Semester hintereinander tätigen sollte. Daher sollte überdacht werden, ob man mit den Studiengebühren nicht zum einen mehr Möglichkeiten in den bestehenden Kategorien bilden könnte, vor allem um andere Fächer zu unterstützen, als es derzeit geschieht, zum anderen vielleicht hier und da neue Kurse schaffen könnte (warum nicht hierzu auch das Potential der Studierenden selber nutzen, so wie es auch im Unisport schon geschieht). Vor allem aber, nach dem Vorbild anderer Universitäten, sollte untersucht werden, ob nicht manches Angebot stärker subventioniert werden könnte und somit für die Studenten kostengünstiger gestaltet werden könnte. Unter diesem Aspekt fallen z.B. die Sprachkurse des SLI ins Auge. Sollten es die finanziellen Mittel nicht erlauben, in diesen Bereichen den Spielraum zu erweitern, so könnte doch alternativ, oder zusätzlich, an die Studenten selber appelliert werden, hierbei mitzuwirken.
Ein weiterer Gedanke, der einem Studierenden kommen kann, wenn er an am Jahresende ungenutzte und vielleicht schließlich notgedrungen diskutierbar verwendete finanzielle Mittel einer Abteilung denkt, ist, dass mit diesen Geldern Unterstützungen in Form von Stipendien oder belohnten Wettbewerben an Studenten ausgegeben werden könnten. Natürlich ist diese Idee vielleicht nicht vollständig durchdacht, zumal man als Hilfskraft natürlich einen viel zu geringen Einblick in derlei Vorgänge an der Universität hat, aber dies ist ja schließlich ein Forum der Visionen. Der Rahmen einer solchen Unterstützung muss nicht groß sein, schon ein einmaliger Büchergeldzuschuss ist attraktiv für jeden Studenten. Auch ist es denkbar, diese Ressourcen an Schüler in Form von Bestenauszeichnungen oder kooperativen Wettbewerben zu verteilen.

Die Idee wurde eingereicht von: Frau Nicola Mündemann (Nico-email@gmx.de), Gruppe: Studierende

Revolution des Bildungssystems

Die Universität ist eine Forschungsinstitution. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass diese Institution mindestens genau so sehr für die Ausbildung junger Menschen, also die Lehre verantwortlich ist. Auf diesem Gebiet ist sie als letztes Glied eines der wichtigsten Glieder im Bildungssystem. Gerade in Zeiten, in denen über schlechte PISA-Ergebnisse und in Folge dessen über Lösungskonzepte der in Deutschland wie in keinem anderen Industrieland gegebenen Problematik diskutiert wird, darf sich auch die Universität nicht heraushalten. Denn die Einführung eines Gesamtschulsystems, schon allein die Abschaffung der Hauptschule und nicht zuletzt die Zahl der Abirturienten sowie der Wert des Abiturs haben unausweichlich Auswirkungen auf die Situation an den Hochschulen.

Einerseits ist die Universität schon allein wegen Ihrer Aufgabe, (Gymnasial-)LehrerInnen auszubilden, sowie der Tatsache, die meisten der späteren Spitzenpolitiker zu stellen, und der Folge hieraus, nämlich dass sie die Bildungspolitik maßgeblich prägt, verpflichtet, sich in diesem Bereich Gedanken zu machen. Auf der anderen Seite sollte auch nicht außer Betracht gelassen werden, dass die Universität hiermit die Chance erhält, den Übergang von Schule zu Universität mitzugestalten. Wenn ermöglicht wird, dass die SchülerInnen schon in der Schulzeit lernen, ihre Stärken und Schwächen zu bestimmen, und herauszufinden, was sie wirklich wollen, kann die Abbrecher- und Wechslerquote stark gesenkt werden. Mit dem Studium beginnen von Anfang an nur junge Menschen, die in der Wahl ihres jeweiligen Studienfaches richtig liegen. Wenn das System perfektioniert ist, kann dies sogar dazu führen, dass in heutzutage “begehrten” Studienfächern wie Medizin eine strikte Auswahl nach Noten unterbleiben kann und auf aussagekräftigere Punkte geachtet werden kann. Im Idealfall verteilen sich sogar alle StudienanfängerInnen so, dass gar keine Auswahl mehr erfolgen muss.

Sicherlich ist in dieser Debatte auch auf die Problematik einzugehen, dass in Deutschland die soziale Herkunft weit mehr als in anderen Industrieländern über die Bildung und die beruflichen Chancen entscheidet. Angeknüpft werden muss hier zuallererst an das Schulsystem. Das Abitur ist die Zugangsvoraussetzung zu einem Hochschulstudium und heutzutage meist sogar zu einer (guten) Ausbildungsstelle. (Ob hier die einfache Abschaffung der Hauptschule eine adäquate Lösung darstellt, ist höchst fragwürdig.) Wenn diese Hürde genommen ist, verringert sich der Prozentssatz der Studienanfänger aus sozial eher niederer Herkunft im Vergleich zu dem Prozentsatz der Abiturienten nochmals. Vor allem vor dem Hintergrund, dass gerade wieder Studiengebühren eingeführt wurden, muss über diese Problematik diskutiert werden. Denn wenn junge Menschen aus den eher bildungsfernen Schichten und auch aus der Mittelschicht vom Hochschulstudium ausgeschlossen werden, bleibt ein großes Potenzial ungenutzt – ganz abgesehen davon, dass dies katastrophale Auswirkungen auf die Struktur der Gesellschaft in Deutschland hat.

Die Idee wurde eingereicht von: Frau Vanessa van Weelden (v.vanWeelden@gmx.de), Gruppe: Studierende

Lehr- und Lernihalte gemeinsam erzeugen und nutzen. Warum nicht?

Es wird beim E-Learning ganz häufig argumentiert, dass sich digitale Lehr-/Lerninhalte auch sehr gut im Team nutzen lassen. Dass dies für die Studierenden gilt, wird anerkannt und wohl auch praktiziert. Jedoch auf Seiten der Lehrenden ist der Austausch seltener anzutreffen. Es muss nicht gleich Team-Teaching sein, jedoch gibt es sicher Elemente, die so aufbereitet werden könnten, dass sie sich als Material auch in anderen Lehrveranstaltungen einsetzen lassen. Eine Universität der Zukunft sollte nicht nur institutionell bündeln sondern auch das vorhandene Wissen und Verständnis vernetzen. Dies würde sich in der Lehre, also den Methoden und Materialien spiegeln. Und es ist zu erwarten, dass hierdurch ein qualitativer Gewinn zu erzielen wäre.

Vermeintlich sprechen viele Gründe dagegen:

  • Mein Material ist zu schlecht/gut.
  • Die Umsetzung macht mir zu viel Aufwand.
  • Wenn ich etwas weiter gebe, wird es geklaut/verändert/verfälscht.
  • Ich benutze schon viel fremdes Material, warum sollte ich das nochmal weiter geben.
  • Ich kann doch kein Lehrbuch schreiben (keine Zeit, Kompetenz, Bedarf).

Einige der Argumente können leicht entkräftet werden, andere erfordern intensive Arbeit. Auf jeden Fall sollte überlegt werden, wie der Austausch von Lehrmaterialien und Methoden belebt werden kann. Es muss nicht Ziel sein, berühmten amerikanischen Universitäten nachzueifern, was die öffentliche Bereitstellung von Lehrmaterialien angeht. Aber davon auszugehen, dass man selbst nichts mehr beitragen muss/kann, da “die” ja schon alles gemacht haben, wäre unangemessen.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Dr. Reiner Fuest (reiner.fuest@zv.uni-freiburg.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Hochriskante Forschung durch Forscher im Ruhestand

Das Potential von Forschern im Ruhestand besteht nicht nur in dem üblichen “noch” (“… er/sie kann NOCH dies und das tun …”) sondern ich erachte als den wichtigeren Aspekt, daß diese ERHEBLICH höhere Erfolgsrisiken tragen können, da sie keine Ergebnisse für den Ausbau ihrer Karriere benötigen. Nur die Alten können hochriskante Vorstöße abseits der Hauptströmungen wagen, und es ggf. ertragen, nach mehreren Jahren totale Fehlschläge zu erleiden. Gerade dies können junge Forscher sich nicht erlauben. Andererseits können die Alten vielleicht neue Wege eröffnen, von denen dann alle profitieren. Vor allem in theoretischen Arbeitsgebieten, wo keine Geräte benötigt werden, möchte ich dafür plädieren, daß die Universität ein Minimum an organisatorischer Substruktur für Alte bereitstellt, und sich den Alten gegenüber verpflichtet fühlt. Ich denke da vor allem an Reise- und Unterkunftskosten, nicht aber an Gehälter (“Billigforschung”), denn man wird an EINER Universität für ein bestimmtes Arbeitsgebiet nicht gleich noch weitere Alte finden. Echte jahrelange Zusammenarbeit wird wichtig sein; gerade wir Alten sollten hochriskante ungewöhnliche Ideen nicht in Isolation verfolgen, denn solche gibt es schon im Übermaß. Der Aufbau einer echten, kontrollierbaren Konkurrenzsituation zu den bestallten Forschern wäre wünschenswert. Eventuelle Zuwendungen sollten daher gerade NICHT einfach eine “Anerkennung der bisherigen hervorragenden Lebensleistung” sein, denn dann fördert man erneut die bereits vorhandenen Ideenströme. Ich würde gern, zusammen mit anderen, hierzu beitragen. Voraussichtlich wird der zukünftige Direktor des BCCN für den Bereich der Hirnforschung dieses Vorhaben unterstützen.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Prof. Dr. Jürgen Krüger, Gruppe: Mitarbeiter/innen

Ein Medienstudiengang für die Universität Freiburg

Die Universität zukunftsfähig zu machen, bedeutet für mich, in ihr einen Medienstudiengang aufzubauen. Viele Einrichtungen der Uni beschäftigen sich schon heute mit der Anwendung und Gestaltung von Massen-Medien. Mir bekannt sind das MedienAnalyseZentrum (Politologie et al), Germanistik mit Vorlesungen, Psychologie, Institut für Informatik und Gesellschaft, Zentrum für Schlüsselqualifikationen, Studentenwerk, Studium Generale. Zu erwähnen sind natürlich auch uni.tv, Uniradio und das New Media Center! Es erweckt den Eindruck, dass diese Bereiche sich zwar alle mit (Massen-, um präzise zu sein) Medien beschäftigen, dies jedoch nicht in der erforderlichen Tiefe durchdringen. Ich habe des öfteren im Gespräch mit Kommilitonen das Interesse für einen Medienstudiengang wahrgenommen. Ein Medienlehrstuhl sollte Medientheorien vermitteln, interdisziplinäre Anlagen des (jungen) Fachbereichs Kommunikationswissenschaft aufgreifen (Medien-Soziologie, M-Psychologie, M-Pädagogik?), aber auch den in der Praxis geforderten Fähigkeiten Rechnung tragen. Das erfordert die Zusammenarbeit mit anderen Lehrstühlen und Instituten (z.B. Mediengestaltung bei der Informatik, schreiben bei Germanistik/Publizistik, Ästhetik bei Kunstgeschichte).

Wie gesagt, einem Teil dieser Aufgaben haben sich ja schon heute verschiedene Fachbereiche gestellt. Was fehlt, ist die Möglichkeit, das auch als eigenen Studiengang Medien- oder Kommunikationswissenschaften zu studieren. Aus Sicht der Geistes- und Sozialwissenschaften wäre sicher ein Publizistikstudiengang wünschenswert. Ich bin nun fast fertig mit dem Studium. Ich bin regelmäßig nach Basel gefahren, um mir eine gute theoretische Medienausbildung zukommen zu lassen. Ich studierte in einem M.A. über das Austauschprogramm EUCOR das komplette Nebenfach an der Uni Basel. In Freiburg bin ich seit längerem beim Uniradio tätig. Ich würde mir wünschen, dass künftige Generationen von Studenten nicht mehr die Mühen des Pendelns nach Basel auf sich nehmen müssen. Übrigens ist der Studiengang in Basel auch noch nicht sehr alt – und die Studierendenzahlen wachsen von Jahr zu Jahr. Ich denke auch, dass die gesamte Universität von einem Kommunikation&Medien-Institut/Lehrstuhl/Seminar/was-weiß-ich profitieren könnte. Ich denke, genug Themen für Studienarbeiten gäbe es an der Uni Freiburg 😉 Denn wir rezipieren täglich Medien. Wir produzieren auch täglich Medien. Reflektieren tun wir darüber jedoch selten. An der Uni Freiburg fast nie, um ehrlich zu sein. Schade.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr cand. M.A. Jonas Eberle (jonas.eberle@gmx.net), Gruppe: Studierende

Transparenz und Effektivität der Organisation

Neue Ideen und Handlungsweisen, das Initiieren neuer Projekte und vor allem die Umsetzung neuer Ideen erfordert einen hohen Aufwand an Kommunikation, Überzeugungsarbeit und Diskussionen mit den Entscheidungsträgern in sehr unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen. Um an der Universität übergreifende Projekte zu entwickeln, die Kooperationsbereitschaft der Mitglieder zu gewinnen und Projekte mit den notwendigen Erfolgsaussichten umzusetzen ist im Grunde der selbe Aufwand noch einmal erforderlich. Es gibt unterschiedliche “Meinungsfindungs-Gremien” in den Einrichtungen der Universität und viele Dezernate, Stabsstellen und Abteilungen in der zentralen Verwaltung. Kenntnis aller Schnittstellen, aller Abgrenzungen und Wissen darüber, wer wann und in welchem Umfang zu beteiligen ist verlangt ein hohes Maß an persönlichem Erfahrungsschatz. Komplexität und Intransparenz sind stark ausgeprägt und lassen sich häufig nur mit intensiv genutzten persönlichen Netzwerken kompensieren. Es lassen sich beliebig unterschiedliche Identifizierungsgrade finden, die Idee einer einheitlichen, stark ausgeprägten Corporate Identity wird dadurch unterlaufen.
Eine Universität der Zukunft vermeidet nach meiner Auffassung die sogenannten “unnötigen Reibungsverluste”. Transparente, klar definierte Organisationsstrukturen zusammen mit kurzen und offenen Entscheidungswegen, eingebettet in eine flache Hierarchie können dies ermöglichen. Dazu gehört außerdem eine gesunde Mischung aus strukturellem Rahmen, Freiheit für Individualität und Eigeninitiative sowie die dazu passende Delegation von Ressourcen- und Ergebnisverantwortung. Ein Arbeiten in unserer Universität mit einem ausgeprägten “Wir-Gefühl” kann ich mir so sehr gut vorstellen.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Dr. Jürgen Steck (juergen.steck@umweltschutz.uni-freiburg.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Willkommen im globalen Dorf!

Barroso hat schon recht (siehe Festakt): Die Internationalität einer Universität drückt sich nicht nur in den Anzahlen ihrer Kooperationsbeziehungen, ihrer internationaler Studierenden und GastwissenschaftlerInnen und ihrer Publikationssprachen aus; entscheidend ist vielmehr auch, wie international sie sich in ihren Abläufen und Strukturen gibt. Das gilt nicht nur für die “globale” Ebene: konsequent mehrsprachige Eingabe- und Suchmasken, z.B. der Universitätsbibliothek oder der Prüfungsadministration, und Beschilderungshinweise in Gebäuden erleichtern den Start von “Internationalen” an einer internationalen Universität. Und wer sich willkommen fühlt, spricht auch bald die Sprache des jeweiligen Dorfes!

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Heiner Schanz, Gruppe: Mitarbeiter/innen

Corporate Design, (k)ein Thema?

Nahezu jede Universität verfügt über ein Manual zum Corporate Design. In welchem Umfang dies jedoch zur Anwendung kommt, scheint dem Zufall überlassen. Oder steckt doch mehr dahinter? Es scheint lohnenswert, über ein Corporate Design jenseits der künstlerischen Ausdruckskraft intensiver nachzudenken, damit es in vielfältiger Weise eingesetzt werden kann. Hierdurch könnte nicht nur eine deutlichere Außenwirkung erzeugt werden, auch der innere Zusammenhalt ließe sich sicher intensivieren, um projektbezogen oder in Alltagsprozessen zur Kooperation angeregt zu werden. Derzeit sind die Partner aus der Universität optisch oftmals nur am Logo zu erkennen – , wenn es denn auftaucht.
Wenn also ein Corporate Design einen Wert hat (Frage 1), dann stellt sich Frage 2: wie kann es durchgängig an einer Universität umgesetzt werden? Vermutlich müssen hier mehr Ideen als ein Briefbogen und einige Schrift- und Farbdefinitionen erzeugt werden, um z.B. Forschungsprojekten und dezentralen Publikationen Lust zu machen, das Design zu verwenden. Bei der Einführung des Content Management Systems wurde ein Design mit ausgeliefert, das nun breite Anwendung findet. Es sollten also auch in anderen Bereichen (z.B. Print) einfach zu nutzende Vorlagen verfügbar sein, die ein nötiges Maß an Individualität ermöglichen. Hilfreich wäre dabei sicher eine zentrale Stelle, an der die Umsetzung erfolgen kann, denn nicht jede/r kann in der täglich verfügbaren Zeit Layoutvorgaben studieren.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Dr. Reiner Fuest (reiner.fuest@zv.uni-freiburg.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Mehr Qualifikationsmöglichkeiten außerhalb der Uni für Magisterstudenten

Gerade wegen des erheblichen Druckes für Studierende, sich neben den normalen Unileistungen noch Zusatzqualifikationen erwerben zu müssen, halte ich es für unerlässlich, dass vor allem im Geisteswissenschaftlichen Bereich eine engere Zusammenarbeit zwischen Uni und Verbänden, Museen, Forschungsinstituten o.ä stattfinden sollte. Studenten finden so Möglichkeiten für Workshops, Praktika etc. und können mit HILFE der Universität schon während des Studiums einen Blick jenseits des Hörsaals wagen. Im Moment ist jeder Studierende auf sich gestellt, muss Urlaubssemester beantragen und um einen (natürlich unbezahlten) Praktikumsplatz geradezu betteln. Um potentielle Arbeit-bzw. Praktikumsgeber zu einer solchen Kooperation zu bewegen, könnte man Möglichkeiten wie kostenlose Vorträge von Universitätsangehörigen zur Weiterbildung der Mitarbeiter anbieten oder in Aussicht stellen, dass die Universität im Bereich des Sponsoring der jeweiligen Einrichtungen tätig wird. Des weiteren könnte aus einer solchen Zusammenarbeit eine Interessengemeinschaft bezüglich Forschungsprojekte o. ä. entstehen und somit wäre beiden Seiten geholfen.

Ein Beispiel für einen solchen Qualifikationspartner wäre das Militärarchiv Freiburg. Jeder Student sollte einmal Archivarbeit geleistet haben und mit Sicherheit muss dort noch eine Menge Quellen aufgearbeitet werden. Mein Vorschlag bezieht sich in erster Linie auf Magisterstudenten, da vor allem für Bachelorstudenten schon ein Angebot verherrscht. So gibt es beispielsweise vom Career Center verschiedene Workshops in der studienfreien Zeit, wo Studierende beispielsweise Einblicke in Personal-oder Kulurmanagment erhalten. Jene Workshops richten sich jedoch ausdrücklich an Bachelorstudenten. Auf meine Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass Studierende mit anderen Abschlussvorhaben erst zugelassen werden, wenn sich nicht genug Bachelorstudenten anmelden. So einen Zustand halte ich für nicht tragbar. Dies alles ist natürlich ein Wunsch von mir, doch wäre eine solche “Qualifikationspartnerschaft” zwischen Student und Betrieb, Organisation etc., und zwischen Universität und der jeweiligen Einrichtung durchaus im Bereich des Möglichen. Zudem ist es ja eine Idee für einen Zukunftskongress.

Die Idee wurde eingereicht von: Frau Michaela Roßberg, Gruppe: Studierende

Ausdifferenzierte Hochschulen und Studiengänge

Die untenstehenden Überlegungen zu einer Umstrukturierung der Lehre (und letztlich auch der Forschungspraxis) an Hochschulen mögen radikal und unrealistisch erscheinen. Ich möchte sie hier trotzdem zur Debatte stellen, weil ich denke, dass damit einige wichtige Fragen des Selbstverständnisses von Hochschulen und möglichen zukünftigen Entwicklungsrichtungen aufgemacht werden. Vielleicht werde ich mich an anderen Stellen dieses Forums auch mit konkreteren Ideen zu Wort melden – mal sehen, wie sich das Experiment entwickelt.
Analyse
Wenn einmal grundsätzlicher über das Hochschulwesen nachgedacht wird, werden einige – mit der gesellschaftlichen Funktion und Entstehung der Institution Hochschule gut erklärbare – zentrale Widersprüche deutlich:

  • Der Widerspruch zwischen dem Wunsch einer – vage mit dem Schlagwort Wissensgesellschaft und breite Bildung begründeten – möglichst hohen Studierquote, also einer Ausweitung des Zugangs zu den Hochschulen, und der nur relativ geringen Aufnahmefähigkeit des Wissenschaftssystems (oder sogar des gesamten öffentlichen Sektors) für UniversitätsabsolventInnen.
  • Der Widerspruch zwischen dem Idealbild weitgehend autonom im Wettbewerb stehender, profilierter Hochschulen und dem letztlich doch wieder staatlichen Zugriff auf deren Profilbildung, Ausrichtung und Orientierung.
  • Der Widerspruch zwischen einer auf internationale Kompatibilität und europäische Harmonisierung zielenden Einführung vergleichbarer Angebote in allen Ländern Europas und den unterschiedlichen Traditionen und Anforderungen, die in den einzelnen Ländern mit Hochschulen verbunden sind.
  • Der Widerspruch zwischen einer Orientierung am Bild der ganztags mit dem Studium beschäftigten Studierenden mit Abschluss in Regelstudienzeit, der tatsächlichen Lebenssituation der Studierenden und den Anforderungen, die an Modularisierung und lebenslanges Lernen gestellt werden. Hinzu kommt ein Schwanken zwischen Vorstellungen mündiger, erwachsener Menschen einerseits und Klagen über mangelnde Studierfähigkeit und fehlende Reife andererseits.
  • Der Widerspruch zwischen der Forderung nach Fähigkeiten wie Kreativität, Entscheidungsbereitschaft, Teamgeist einerseits und der weiteren Verschulung, Standardisierung und Einschränkung von Optionen andererseits, der letztlich dazu führt, dass Kreativität als Zusatzangebot im Rahmen einer »berufsfeldorientierten Qualifizierung« angeboten wird, statt grundlegender Teil des Studiums zu sein.

Deutlich wird also: Von den Hochschulen zu reden ist sehr ungenau, politische Programme nehmen meist nur eine Seite wahr. Hochschulen umfassen jedoch ein sehr heterogenes Feld an Angeboten und auch an Studierendeninteressen.
Damit stellt sich die Frage, warum Studierende überhaupt eine Hochschule besuchen. Über den Daumen gepeilt schreiben sich – je nach herrschendem Zeitgeist – vielleicht zwei Drittel der Studierenden an einer Hochschule ein, um eine Berufsausbildung zu absolvieren. In bestimmten Fächern – Jura, Medizin, BWL, Ingenieurwissenschaften, im ganzen Bereich Lehramt oder auch in der sozialen Arbeit – und an den Fachhochschulen dürfte diese Quote noch deutlich höher sein. In anderen Fächern sind die Anteile vermutlich deutlich niedriger, etwa in Romanistik, Ethnologie, Geographie oder Physik. Die Motivation des restlichen Drittels dürfte von wenigen Verlegenheitsausnahmen abgesehen vor allem im Wunsch bestehen, etwas zu lernen: Diese Studierenden wählen Fächer aus einer ganz spezifischen inhaltlichen Interessenlage heraus. Wenn wir der Einfachheit halber davon ausgehen, dass die Fälle dazwischen nicht interessieren, können wir im Folgenden zwischen der »Gruppe Berufsausbildung« und der »Gruppe Wissenschaft« unterscheiden. Egal, wie strittig die gesellschaftliche Wünschbarkeit der beiden Motivlagen ist: Wir können ihre Existenz als gegeben hinnehmen.
Heute versuchen Hochschulen und HochschulpolitikerInnen, es mehr oder weniger beiden Gruppen recht zu machen, mit einer Tendenz hin zur Mehrheitsentscheidung, also zur Orientierung an der »Gruppe Berufsausbildung«. Bachelor-Studiengänge und die damit verbundene Rhetorik sind ein gutes Beispiel dafür.
Die Ziele beider Gruppen unterscheiden sich allerdings recht deutlich, sodass die unterlegene Gruppe meist unter der Ausgestaltung des Studiums zu leiden hat. Wer eine Berufsausbildung anstrebt, möchte möglichst schnell fertig werden; wer aus wissenschaftlicher Neugierde heraus studiert, möchte möglichst viel lernen. Berufsfelder sind klar definiert; die Grenzen zwischen Disziplinen und Forschungsgebieten verwischen. Für angestrebte Berufsziele sind neben gewissen Fähigkeiten vor allem große Mengen an Faktenwissen wichtig; eine Orientierung an Wissenschaft legt Wert auf andere Methoden, eine andere Grundausbildung. Diese Liste ließe sich problemlos fortführen.
Im Übrigen dürften ähnliche Differenzen auch auf der Seite der Lehrenden auszumachen sein: Forschungsinteressen einerseits und Vermittlungsinteressen andererseits, mit vermutlich deutlichen Schwerpunktbildungen bei den jeweils einzelnen Lehrenden und Forschenden.

Lösungsversuch
Auch wenn beide Formen von Hochschule weiterhin an einem Ort stattfinden sollen (und nicht etwa beispielsweise die JuristInnen-Ausbildung an Fachhochschulen verlagert wird, also klar zwischen »Berufsbildungs-Hochschulen« und »Forschungshochschulen« (oder vielleicht eher: »Wissenschaftshochschulen«) unterschieden wird), müssten differenzierte Angebote für die beiden Gruppen gemacht werden.
So eignet sich das Modell Bachelor-Studiengang – für die Grundqualifikation, mit einem darauf aufbauenden Master für die Spezialisierung oder Weiterbildung – gut, um beruflich orientierte Kompetenzen zu vermitteln. In berufsorientierten Fächern ist es demnach durchaus sinnvoll, auf das BA/MA-System umzusteigen. Wer in diesen Feldern wissenschaftlich etwas werden möchte, müsste dann entweder bereits einen wissenschaftlich orientierten Master »machen« oder eben promovieren.
Eine zweite Gruppe von Fächern orientiert sich immer noch primär am Berufsfeld Wissenschaft. Der Einstieg in andere Felder ergibt sich eher zufällig. In diesen Fächern kommt es sowohl auf die Breite der Bildung an – was etwa im bisherigen Magistersystem durch die Wahl mehrerer gleich gewichteter Fächer gelöst ist – als auch auf die Tiefe, was letztlich für ein längeres, vertiefendes Studium spricht. Die tatsächlichen Studienzeiten in so unterschiedlichen Fächern wie Soziologie oder Chemie weisen auf diesen Aspekt hin.
Hier hat das BA/MA-System deutlich Nachteile schon im Vergleich zum Status quo.
Dann gibt es noch eine dritte Gruppe von Fächern, wo tatsächlich die oben angedeutete Verteilung von etwa einem Drittel wissenschaftlich orientierter und zwei Dritteln beruflich orientierter Studierender vorzufinden ist. In diesen Fächern muss früher oder später eine Spezialisierung erfolgen – entweder in Richtung eindeutiges Berufsbild oder in Richtung Wissenschaft. Diese Spezialisierung kann auf ganze Studiengänge oder Studienorte bezogen sein.
BA/MA ist jetzt da und wird nicht so schnell wieder verschwinden (auch wenn darin durchaus eine Vision steckt). Wie aber könnte eine Hochschule, eine Fakultät oder eine Studienrichtung, die sich als »forschungsorientiert« betrachtet, in Zukunft aussehen?
In Einrichtungen des beruflich orientierten Typs würde im Vergleich zu heute der Anteil der praktischen Berufsfeldorientierung sicher noch zunehmen. Mit dazu beitragen würden Pflichtpraktika und eine enge Beziehung zum jeweiligen beruflichen Zielfeld. In vielen Fällen wäre hier die Umsetzung von Effizienzsteigerungsvorschlägen wie die Einführung von Trimestern oder Konten tatsächlich mit Gewinn für alle Beteiligten verbunden.
Einrichtungen des wissenschaftlich orientierten Typs könnten dagegen deutlich anders aussehen als heute. Selbstverständlich sollten Quereinstiege weiterhin möglich sein und wären in einer auf Einzelne stärker als heute eingehenden Hochschule auch einfacher umsetzbar. Lassen wir diese jedoch einmal außer Acht, dann könnte ein Studium dort etwa so ablaufen:
Wer sich für die wissenschaftlich ausgerichtete Hochschule entscheidet, bekommt dort einen Studienplatz. Eine Zuordnung zu einem konkreten Fach erfolgt allerdings erst nach den ersten zwei Semestern; diese ersten zwei Semester bestehen aus einem sozialwissenschaftlichen, geisteswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Propädeutikum, in dem jeweils Grundlagen des gebietsspezifischen – aber nicht fachspezifischen – wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden. Außerdem wäre es möglich, in ganz unterschiedliche Fächer innerhalb (und vielleicht auch außerhalb) des großen Gebietes hineinzuschnuppern. Nach den ersten beiden Semestern gibt es eine intensive Beratung (keine Prüfung!), die dazu dient, die Zuordnung zu einem spezifischen Fach zu klären. In einigen Fällen wird das Ergebnis dieser Beratung sein, dass die Eignung oder das Interesse für das wissenschaftliche Studium nicht vorhanden ist; dann kann in berufsfeldorientierte Studiengänge oder Hochschulen gewechselt werden. Bei der verbleibenden Mehrzahl der Studierenden erfolgt in Orientierung an den individuellen Interessen und Fähigkeiten eine fachliche Zuordnung, die Auswahl des eigentlichen Studiengebiets. Die folgenden drei, vier Semester werden in diesem Studiengebiet beziehungsweise in der ausgewählten Kombination an Fächern dazu genutzt, fachspezifische Grundlagen zu vermitteln: in einem strukturierten Rahmen, ohne jedoch verschult zu sein. Ab dem fünften oder sechsten Semester – möglicherweise nach einer formalen Bachelor-Prüfung, die jedoch kein großes Gewicht haben wird – löst sich die starre Struktur dann wieder auf: Studierende ordnen sich Forschungsschwerpunkten oder Projekten zu und arbeiten dort intensiv und über mehrere Jahre mit: gleichzeitig lernend und auch schon forschend, in einem fließenden Übergang. Den Abschluss des Studiums bildet eine längere eigenständige wissenschaftliche Arbeit, die je nach Umfang als wissenschaftliche Masterarbeit (»Magister«) oder bereits als Promotion gewertet wird (»Doktor«). Formal handelt es sich dabei um eine Mischung aus Master- und PhD-Studienprogramm.
Das Studium muss dabei nicht auf eine Hochschule begrenzt sein, sondern kann auch an mehreren Hochschulen stattfinden, was möglicherweise schon Türen öffnet, um nach dem Studium weiterzuforschen. In allen Fällen ist ein großer Betreuungsgrad und eine hohe Verbindlichkeit gesichert. Lehrende verstehen ihre Aufgabe hier darin, Studierende dazu zu bringen, ihre Interessen und Fähigkeiten optimal zu entwickeln; die Hochschule verliert »ihre« Studierenden nicht aus den Augen.
Es versteht sich von selbst, dass eine Hochschule, in der Studierende ab dem fünften oder sechsten Semester intensiv mitarbeiten, eine forschende Hochschule ist, an der wissenschaftliche Handwerkskunst nicht nur gelehrt wird, sondern auch angewendet wird. Dementsprechend wird es hier Forschungsprojekte aus Drittmitteln genauso wie aus öffentlichen Mitteln geben. Und die Tatsache, dass hier Studierende als Mitglieder der Hochschule – und nicht als deren vermeintliche KundInnen! – ernst genommen werden, dürfte sich nicht zuletzt in internen Debatten um die Qualität der Lehre, der Forschung und der Hochschulstruktur niederschlagen. Vielleicht könnte eine derartige Hochschule ihre Master/PhD-Studierenden auch für deren lernende Forschungsarbeit bezahlen.
Angesichts der heutigen Hochschullandschaft darf der Vorschlag einer Ausdifferenzierung in stärker beruflich und stärker forschend orientierte Hochschulen nicht als Ruf nach der Einrichtung von gleißenden Elitehochschulen oder als Reduzierung der Förderung auf Exzellenzen verstanden werden. Nicht jede Forschungshochschule, nicht jeder entsprechende Studiengang wird dabei in jedem Fach exzellent sein; Forschung benötigt nicht nur Genies, sondern auch Menschen, die neugierig und kreativ an der Lösung ganz normaler Probleme arbeiten. Das hieße dann im nächsten Schritt aber auch, forschende Hochschulen nicht auf Professuren zu reduzieren, sondern wieder in Richtung eines breiten und zu einem großen Teil auch eigenständigen Mittelbaus hinzuarbeiten; gedacht nicht als Durchgangsstation, sondern als eine eigenständige Form, in der wissenschaftliche Arbeit erbracht werden kann.
Hindernisse
Eine Umgestaltung von Universitäten und FHs heutiger Form zu Hochschulen mit berufsorientierten bzw. mit wissenschaftsorientierten Profilen, wie sie oben vorgeschlagen wird, passt nicht in allen Punkten zu den Eckpunkten von Bachelor, Master und PhD. Möglicherweise werden die ersten Einrichtungen, die sich in Richtung einer ernsthaft forschenden Hochschule entwickeln, daher außerhalb staatlicher Genehmigungs- und Anerkennungspflichten stehen. Andererseits passen Profilbildung, Ausdifferenzierung der Hochschulen und eine Orientierung an guter Forschungspraxis durchaus zu aktuellen Anforderungen an autonomere Hochschulen. Einzelne Elemente des oben vorgeschlagenen ließen sich auch im Rahmen heutiger politischer Vorgaben umsetzen; die noch vorhandenen Spielräume (z.B. Experimentierklauseln, die noch verbliebene Freiheit von Forschung und Lehre) müssten dazu kreativ genutzt werden. Letztlich wäre es die Praxis, die überzeugt. Ein größeres Hindernis als in den politischen Rahmenbedingungen sehe ich im »Standesdünkel« und in den Traditionen der existierenden Hochschulen – aber das ist ein anderes Thema.

(Eine erste Fassung dieses Textes ist 2004 in der Zeitschrift Kommune erschienen (vgl. untenstehenden Link); ähnliche Ideen habe ich hier entwickelt: »Zwei Kulturen und ein Vorschlag zur Hochschulreform«, in Julian Nida-Rümelin (Hrsg.): Wunschmaschine Wissenschaft. Von der Lust und dem Nutzen des Forschens. Hamburg: edition Körber-Stiftung 2006, S. 51-61.)

Weitere Informationen zur Idee: http://www.oeko-net.de/kommune/kommune04-04/awesterm.htm (link nicht mehr aktuell)

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Till Westermayer (till.westermayer@fobawi.uni-freiburg.de), Gruppe: Mitarbeiter/innen

Solaruni

Die Uni der Zukunft sollte, meiner Meinung nach, in Zeiten der Diskussionen um den Klimaschutz, alle ihre Dächer und Fassaden, die sich eignen, dazu verwenden, ökologisch Energie zu gewinnen. Dies könnte durch Photovoltaik, Solarthermie und ähnlichen Erneuerbare-Energie-Modellen geschehen. Mir ist bewusst, dass dies schon zum Teil  im Bereich des Flugplatzes geschieht, jedoch sind, meiner Einschätzung nach, noch erhebliche Kapazitäten im Bereich der KG I, II, III sowie der UB gegeben, sowie wahrscheinlich noch weitere Möglichkeiten.
Als Vergleichskonzept zur Finanzierung und Ausgestaltung der rechtlichen Fragen, sei hierzu auf die Projekte an der Uni Kassel verwiesen. Jedenfalls könnte man so der Uni auch ein moderneres Äußeres und Image verleihen.

Die Idee wurde eingereicht von: Herr Björn Münchberg (b.muenchberg@freenet.de), Gruppe: Studierende